Schon als Kind war das Pilzesammeln für mich etwas Besonderes. Mein Vater hat mir die Geheimnisse der Wälder rund um Razloge im Gorski Kotar gezeigt – zwei, drei versteckte Stellen, an denen wir immer fündig wurden. Ich erinnere mich noch genau, wie stolz ich war, wenn ich mit meiner Beute nach Hause kam. Damals mochte ich Pilze noch nicht besonders, aber die Suppe, die meine Mutter aus den frischen Vrganje zubereitete, hat mir sehr geschmeckt. Heute ist sie eine meiner absoluten Lieblingssuppen, und Pilze gehören zu meinen liebsten Zutaten in der Küche.
Die Tradition des Pilzesammelns in Razloge
In Razloge, einem kleinen, abgelegenen Dorf mit wenigen Häusern im Herzen des Gorski Kotar, hat das Pilzesammeln eine lange Tradition. Die Wälder hier sind reich an Steinpilzen, und früher gingen viele Familien gemeinsam auf die Suche, so wie ich es mit meinem Vater gemacht habe. Heute lebt leider keiner mehr in Razloge. Die meisten Einheimischen sind in größere Städte gezogen, oder ins Ausland aufgrund der Arbeit, aber einige haben noch ein Haus dort und kehren regelmäßig zurück, besonders zur Pilzsaison. Es sind vor allem diese Einheimischen und ein paar Kenner aus der Umgebung, die die guten Stellen kennen und sich auf die Suche machen. Es ist schön zu sehen, wie dieses Wissen von Generation zu Generation weitergegeben wird, wie ich es selbst erlebt habe.

Der Steinpilz: Ein kulinarisches Highlight
Der Steinpilz ist nicht nur in Kroatien, sondern auch in Deutschland ein geschätzter Speisepilz. Sein intensiver, nussiger und aromatischer Geschmack macht ihn zu einer vielseitigen Zutat in der Küche. Frische Steinpilze haben eine leicht süßliche Note, während getrocknete Steinpilze ein noch intensiveres Aroma entwickeln, das oft als „umami“ beschrieben wird. In der kroatischen Küche wird er für Gerichte wie Vrganjiva juha (Steinpilzsuppe) oder Rižoto od vrganja (Steinpilzrisotto) verwendet.
Vergleichspilze in Deutschland: Wo und wann findet man sie?
Der Steinpilz (Boletus edulis) ist auch in Deutschland weit verbreitet und wächst in ähnlichen Regionen wie in Kroatien. Falls du keinen Steinpilz findest, gibt es einige ähnliche Pilze, die geschmacklich oder in der Verwendung vergleichbar sind. Hier sind die wichtigsten Infos:
1. Steinpilz (Boletus edulis)
- Vorkommen:
- Nadelwälder: Unter Fichten, Kiefern und Tannen.
- Mischwälder: In Gebieten mit sauren Böden und viel Moos.
- Bergregionen: Im Schwarzwald, Bayerischen Wald, Harz und anderen höheren Lagen.
- Beste Zeit:
- Hauptsaison: Ende August bis Oktober.
- Frühsaison: In milden Jahren können Steinpilze bereits ab Juli auftauchen, besonders nach regenreichen Perioden.
- Spätsaison: In höheren Lagen kann die Saison bis in den November hinein andauern.
- Essbarkeit und Verwendung:
Der Steinpilz ist einer der besten Speisepilze und vollständig essbar. Er hat einen intensiven, nussigen Geschmack und eignet sich hervorragend für Suppen, Risottos, Saucen oder einfach gebraten als Beilage. Frische Steinpilze sollten gründlich gereinigt und möglichst bald verarbeitet werden. Getrocknete Steinpilze entwickeln ein noch intensiveres Aroma und sind ideal für Vorräte. - Giftige Doppelgänger:
Der Steinpilz kann mit dem Gallenröhrling (Tylopilus felleus) verwechselt werden, der bitter schmeckt und ungenießbar ist. Der Gallenröhrling hat einen ähnlichen Stiel, aber der Hut ist oft dunkler und die Röhrenschicht rosafarben.
2. Maronenröhrling (Imleria badia)
- Vorkommen:
- Nadelwälder: Besonders unter Kiefern.
- Mischwälder: In sandigen oder sauren Böden.
- Beste Zeit:
- Hauptsaison: September bis Oktober.
- Frühsaison: In warmen, feuchten Sommern auch ab August.
- Essbarkeit und Verwendung:
Der Maronenröhrling ist ebenfalls ein ausgezeichneter Speisepilz und vollständig essbar. Sein Geschmack ist nussig und aromatisch, ähnlich wie der des Steinpilzes, aber etwas milder. Er eignet sich gut für Pfannengerichte, Suppen oder als Beilage zu Fleisch. Vor dem Verzehr sollte die schleimige Haut des Huts entfernt werden. - Giftige Doppelgänger:
Der Maronenröhrling kann mit dem Gallenröhrling verwechselt werden, der jedoch bitter schmeckt und ungenießbar ist.
3. Birkenpilz (Leccinum scabrum)
- Vorkommen:
- Laubwälder: In der Nähe von Birken, oft in feuchten Gebieten.
- Mischwälder: In Regionen mit sauren Böden.
- Beste Zeit:
- Hauptsaison: August bis Oktober.
- Frühsaison: In milden Jahren ab Juli.
- Essbarkeit und Verwendung:
Der Birkenpilz ist essbar, hat aber einen milderen Geschmack als der Steinpilz. Er eignet sich gut für Suppen, Saucen oder Pilzpfannen. Der Stiel ist oft faserig und sollte vor dem Kochen entfernt oder fein geschnitten werden. Junge Pilze sind zarter und schmackhafter. - Giftige Doppelgänger:
Der Birkenpilz kann mit anderen Röhrlingen verwechselt werden, die nicht essbar sind, wie dem Gallenröhrling.
4. Butterpilz (Suillus luteus)
- Vorkommen:
- Nadelwälder: Unter Kiefern, oft in sandigen Böden.
- Mischwälder: In Gebieten mit sauren Böden.
- Beste Zeit:
- Hauptsaison: September bis Oktober.
- Frühsaison: In warmen, feuchten Sommern auch ab August.
- Essbarkeit und Verwendung:
Der Butterpilz ist essbar, hat aber einen milden, buttrigen Geschmack. Vor dem Verzehr sollte die schleimige Haut des Huts entfernt werden. Er eignet sich gut für Pfannengerichte, Saucen oder als Beilage. Ältere Pilze können schwammig werden und sollten vor dem Kochen geprüft werden. - Giftige Doppelgänger:
Der Butterpilz kann mit anderen Schleierlingen verwechselt werden, die giftig sein können.
Tipps für die Pilzsaison
- Wetter im Auge behalten: Nach längeren Regenfällen und milden Temperaturen ist die beste Zeit zum Sammeln.
- Früh aufstehen: Viele Pilzsammler starten früh am Morgen, um die besten Pilze zu finden, bevor andere Sammler unterwegs sind.
- Nachhaltigkeit: Sammle nur so viele Pilze, wie du auch verarbeiten kannst, und lasse junge oder kleine Pilze stehen, damit sie weiterwachsen können.
- Sicherheit: Sammle nur Pilze, die du sicher kennst, oder lass sie von einem Experten überprüfen. Verwechslungen mit giftigen Pilzen können gefährlich sein.
Ob in Kroatien oder Deutschland, die Suche nach Steinpilzen und anderen Speisepilzen ist ein besonderes Erlebnis. In Deutschland findest du Steinpilze vor allem in Nadel- und Mischwäldern, während Maronenröhrlinge, Birkenpilze und Butterpilze gute Alternativen sind. Die beste Zeit zum Sammeln ist in der Regel von Ende August bis Oktober, aber je nach Wetter kann die Saison auch früher oder später beginnen. Steinpilze lieben feucht-warme Bedingungen, die nach regenreichen Tagen und milden Temperaturen entstehen. In manchen Jahren kann die Saison bereits im Juli beginnen, wenn das Wetter mitspielt.
Achte immer darauf, keine giftigen Pilze zu sammeln, und genieße die Pilze in vollen Zügen! Die Verbindung zur Natur, die Freude am Entdecken und die köstlichen Gerichte, die daraus entstehen, machen das Pilzesammeln zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Was beeinflusst das Pilzwachstum?
- Regen: Nach längeren Regenfällen, gefolgt von warmen Tagen, sprießen Steinpilze besonders gut. Der Boden sollte feucht, aber nicht übersättigt sein.
- Temperatur: Steinpilze bevorzugen Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Zu heiße oder zu kalte Tage bremsen ihr Wachstum.
- Bodenbeschaffenheit: Sie wachsen am besten in sauren Böden, oft in der Nähe von Nadelbäumen wie Fichten, Kiefern oder Tannen. Auch Moos und Heidelbeersträucher sind gute Indikatoren für geeignete Standorte.
Tipps zum Pilzesammeln
- Wetter im Auge behalten: Achte auf Wettervorhersagen, besonders nach längeren Regenperioden. Das ist oft der beste Zeitpunkt, um loszuziehen.
- Früh aufstehen: Viele Pilzsammler starten früh am Morgen, um die besten Pilze zu finden, bevor andere Sammler unterwegs sind.
- Nachhaltigkeit: Sammle nur so viele Pilze, wie du auch verarbeiten kannst, und lasse junge oder kleine Pilze stehen, damit sie weiterwachsen können.
Die Natur des Gorski Kotar
Razloge liegt mitten im Wald, umgeben von Bergen und unberührter Natur. Die Landschaft des Gorski Kotar ist geprägt von dichten Nadelwäldern, sanften Hügeln und klaren Flüssen, die sich durch das grüne Tal schlängeln. Einer der schönsten Orte in der Nähe ist der Izvor Kupa, eine der beeindruckendsten Quellen Kroatiens. Hier entspringt der Fluss Kupa, dessen kristallklares Wasser sich durch die Wälder schlängelt und eine friedliche Atmosphäre schafft.
Die Luft riecht nach Tannennadeln und Moos, und das Rauschen der Bäume im Wind begleitet jeden Schritt. Wenn man Glück hat, sieht man Rehe, die durch das Unterholz streifen, Füchse, die neugierig aus dem Gebüsch lugen, oder sogar Spuren von Bären, die in den abgelegenen Wäldern leben. Die Vogelwelt ist ebenso vielfältig – von Spechten, die an den Baumstämmen klopfen, bis hin zu Greifvögeln, die majestätisch über die Baumwipfel kreisen.
Im Frühling erwacht die Natur zu neuem Leben, und die Wiesen sind mit wilden Blumen übersät. Der Sommer bringt warme Tage, an denen man in den klaren Bächen baden oder im Schatten der Bäume picknicken kann. Im Herbst verwandeln sich die Wälder in ein Meer aus goldenen und roten Farben, und die Pilzsaison lockt Sammler in die Wälder. Selbst im Winter hat der Gorski Kotar seinen Reiz, wenn die Landschaft unter einer Schneedecke ruht und die Stille nur vom Knirschen des Schnees unter den Füßen unterbrochen wird.
Diese Landschaft ist nicht nur ein Paradies für Pilzsammler, sondern auch für Naturliebhaber, Wanderer und alle, die die Ruhe und Schönheit der unberührten Natur genießen möchten.

Kulinarische Highlights: Was macht man mit Vrganje?
Steinpilze sind in der kroatischen Küche vielseitig einsetzbar. Hier sind einige meiner Lieblingsgerichte:
- Gulaš s vrganjima (Pilzgulasch): Ein herzhafter Eintopf mit Steinpilzen, Zwiebeln, Paprika und Fleisch, gewürzt mit Paprikapulver und Majoran. Perfekt für kalte Tage!
- Varivo sa vrganjima i piletinom (Pilzeintopf mit Hühnchen): Ein einfaches, aber köstliches Gericht, bei dem Steinpilze mit zartem Hühnchen, Zwiebeln und Tomaten geschmort werden.
- Vrganji prepečeni s jajcima (Gebratene Steinpilze mit Eiern): Gebratene Steinpilze werden mit Rührei oder Spiegelei kombiniert – ein schnelles und leckeres Gericht für jeden Anlass.
- Vrganjiva juha (Steinpilzsuppe): Die klassische Suppe meiner Mutter – cremig, würzig und einfach unwiderstehlich.
- Rižoto od vrganja (Steinpilzrisotto): Ein cremiges Risotto, das mit frischen Steinpilzen, Zwiebeln und etwas Weißwein zubereitet wird. Einfach und doch so köstlich!
Warum Pilzesammeln in Razloge ein Erlebnis ist
Das Pilzesammeln in Razloge ist mehr als nur eine kulinarische Aktivität – es ist eine Reise in die Natur, eine Verbindung zu Traditionen und eine Möglichkeit, die Schönheit des Gorski Kotar mit allen Sinnen zu erleben. Jeder Schritt durch die dichten Wälder, jeder Duft von Tannennadeln und feuchtem Moos, jeder Blick auf die sanften Hügel und klaren Bäche erinnert mich daran, wie besonders diese Region ist.
Wenn ich durch die Wälder streife, fühle ich mich der Natur ein Stück näher, es ist, als ob die Zeit stillsteht. Es ist das Gefühl der Ruhe und Entschleunigung, das mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. Die Stille der Wälder, das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter im Wind schaffen eine Atmosphäre, die man in der Hektik des Alltags oft vermisst. Und dann ist da noch der Moment, wenn man einen Steinpilz entdeckt – dieser kleine Triumph, der jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Am Ende des Tages wartet ein leckeres Gericht mit frischen Steinpilzen, das den Tag perfekt abrundet – sei es die Vrganjiva juha (Steinpilzsuppe) meiner Mutter, ein herzhaftes Gulaš s vrganjima (Pilzgulasch) oder einfach gebratene Steinpilze mit Eiern. Jedes Gericht bringt die Aromen des Waldes auf den Teller und erinnert an die schöne Zeit in der Natur. Pilzesammeln in Razloge ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern eine Möglichkeit, mich mit der Natur, meiner Familie und meinen Wurzeln zu verbinden. Es ist ein einfaches, aber besonderes Erlebnis, das man mit allen Sinnen genießen kann.
Bildquellen
- vrganji1.PNG: von mir
- natur-des-gorski-kotar.PNG: von mir
- Vrganje sammeln in Razloge: Eine kulinarische Reise durch den Gorski Kotar: von mir